Als Vorläufer der SPD können die Bürgervereine Ochshausen und Crumbach betrachtet werden. Sie wurden um die Jahrhundertwende gegründet (Ochshausen: 1898) und befaßten sich mit kommunalpolitischen Fragen, z.B. mit der Versorgung mit Trinkwasser. Vorsitzender des Bürgervereins Ochshausen war Heinrich Oppermann, ein Freund Philipp Scheidemanns, Mitbegründer der Ochshäuser SPD, später Gemeindevertreter und Mitglied des Gemeindevorstands. Obwohl die Bürgervereine sich als parteiunabhängig bezeichneten, wurden sie polizeilich überwacht, wie das folgende Rundschreiben des Landrats an alle Bürgermeister des Kreises Kassel zeigt:
Die Bürgervereine unterliegen den Vorschriften der Vereinsgesetze vom 11. März 1850 (...). Es ist insbesondere auch darauf zu halten, daß die durch § 1 des Gesetzes vorgeschriebene Anzeige über Ort und Zeit der Versammlungen der Bürgervereine den Ortspolizeibehörden rechtzeitig erstattet wird und daß in jede Versammlung ein Polizeibeamter gemäß § 4 des Gesetzes entsandt wird. (...) Über den Verlauf solcher Versammlungen, den Inhalt der Reden und Beschlüsse ist regelmäßig an mich zu berichten.[2]
1905 wurden die SPD-Ortsvereine Crumbach und Ochshausen gegründet. Die Gründung fand in Ochshausen in der Gaststätte Gundlach, in Crumbach in der Gaststätte Siebold statt. Vorausgegangen war eine hitzige Debatte bei der 1. Generalversammlung der SPD für den Wahlkreis Kassel-Melsungen. Dort wurde von den Kasseler SPD-Politikern die Arbeit der Bürgervereine stark kritisiert und deren Auflösung bzw. Umwandlung in SPD-Ortsvereine befürwortet. Der Delegierte Heinrich Oppermann aus Ochshausen verteidigte zwar die Bürgervereine, stimmte dem Antrag jedoch zu.[3] Die Gründung selbst vollzog sich so, daß die Bürgervereine Crumbach und Ochshausen lediglich in SPD-Ortsvereine umgewandelt wurden. Gründungsmitglieder waren u.a. in Crumbach Martin Hofmann (Zimmermann), Andreas Reuter und Christian Rode (Schreinermeister), in Ochshausen Heinrich Oppermann (Gärtnermeister) und Werner Bischoff (Schreiner). Zum Vorsitzenden wurde in Crumbach Martin Hofmann gewählt (bis 1933 amtierend), in Ochshausen Werner Bischoff, der 1932 von Jakob Berthel abgelöst wurde.
Als Arbeiterpartei war die SPD im Kaiserreich politisch benachteiligt, u.a. durch das Drei-Klassen-Wahlrecht[4] (nur bei Reichstagswahlen gab es eingleiches Wahlrecht für alle). Obwohl sie mehr und mehr Wählerstimmen gewann, kam ihr Stimmenzuwachs z.B. auf der Gemeindeebene nicht zum tragen. Vor 1919 stellte z.B. in Ochshausen die SPD nur 2 Gemeindevertreter (von 10), während sie nach der Einführung des gleichen Wahlrechts 1919 die absolute Mehrheit stellte.[5] Ein erster politischer Erfolg der SPD im Wahlkreis Kassel-Melsungen war die Wahl ihres Reichstagskandidaten Hüttmann im Jahre 1912. Dieses Ereignis wurde in den Arbeiter-Lokalen (Gundlach und Siebold) gebührend gefeiert. Als aber die Ochshäuser Sozialdemokraten im Lokal der Bauern und Handwerker, der Gaststätte Thomas, nachsehen wollten, wie dort auf das Wahlergebnis reagiert wurde, bemerkten sie, daß auch dort gefeiert wurde: Auch die Bauern und Handwerker hatten Hüttmann gewählt. Der Erste Weltkrieg beeinträchtigte auch in Crumbach und Ochshausen das Partei- und Vereinsleben wie auch das öffentliche Leben überhaupt. Viele Männer wurden eingezogen, einige kehrten nicht mehr zurück. Der politsche Umschwung nach dem Ende des Ersten Weltkriegs spiegelte sich auch in Crumbach und Ochshausen wieder. In Ochshausen wurde ein "Arbeiter- und Bauern-Rat" gebildet, der allerdings nur kurze Zeit bestand. Wichtiger war die Einführung des freien und gleichen Wahlrechts für Frauen und Männer: Zwischen 1919 und 1933 hatte die SPD in Ochshausen die absolute Mehrheit der Sitze in der Gemeindevertretung, in Crumbach die relative Mehrheit. In beiden Orten stellte sie die Bürgermeister (Paul Althans, Crumbach, Heinrich Althans, Ochshausen). Auch die erste weibliche Gemeindevertreterin (1930-1933) war eine SPD-Politikerin (Gertrud Dippel, geb. Schäffer, Fabrikarbeiterin, später Hausfrau). Die SPD wurde in den 20er Jahren in Ochshausen und Crumbach zur kommunalpolitisch führenden Kraft. Sie vertrat eine fortschrittliche Sozialpolitik, die (trotz knapper Kassen) in Ochshausen und Crumbach z. B. zur Einrichtung von Kindergärten, der Organisation von Erholungsaufenthalten für bedürftige Kinder, dem Bau von Sportplätzen, der Anstellung von Gemeindeschwestern, der Förderung des Baus von Arbeiter-Eigenheimen, der Durchführung von Notstandsarbeiten zur Beschäftigung von Arbeitslosen, dem Ausbau der Versorgung mit Trinkwasser und elektrischem Strom sowie in Ochshausen zur Einrichtung einer Sterbekasse führte.
Hinzu kam die materielle Versorgung von Bedürftigen (die damals vorwiegend den Gemeinden oblag), die neben der Unterstützung durch Geld und Naturalien auch Zuschüsse für Kuren, Kriegsbeschädigten-Fürsorge und Wohnungsfürsorge umfaßte. Das Erstarken der Nationalsozialisten machte sich auch in Ochshausen und Crumbach bemerkbar. Wenn auch besonders Ochshausen eine "rote Hochburg" blieb (die Nationalsozialisten blieben hier eine kleine Minderheit, die (ebenso wie in Crumbach) keine eigene Liste zur Kommunalwahl 1933 aufstellen konnte), wurden die Auseinandersetzungen dennoch härter. Bereits 1924 kam es zu einer ersten Schlägerei zwischen SA und Ochshäuser Arbeitern anläßlich eines Sportfest des Arbeitersportvereins in der Gaststätte Gundlach. Die SA, die mit der Schlägerei begonnen hatte, mußte in den Gutshof Rüdiger hinein fliehen, wohin ihr einige Festbesucher folgten. Gegen diese Ochshäuser wurde Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt. 10 Ochshäuser wurden verurteilt (Freiheitsstrafen bis zu 12 Monaten), die Nationalsozialisten blieben in Freiheit. Später wurden auch in Ochshausen eine Gruppe der "Eisernen Front" und des "Reichsbanners", beides Gruppen, die sich die Verteidigung der Weimarer Republik zu Ziel gesetzt hatten, gegründet. Ca. 25 - 30 junge Ochshäuser fanden sich um 1930 zum "Jungbanner" (der Jugendorganisation des Reichsbanners) zusammen.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde die SPD wie auch alle Vereine in ihrem Umfeld verboten, das Partei- und Vereinsvermögen beschlagnahmt. Die sozialdemokratischen Bürgermeister wurden abgesetzt und es kam zu Verfolgungen und Schikanen von Sozialdemokraten. In Ochshausen und Crumbach wurden insgesamt 13 Sozialdemokraten verhaftet (aus Ochshausen: Albrand, Christian, Eiserne Front, Albrand, Heinrich, Reichsbanner, Althans, Johannes, SPD, George, Karl, Jungbanner, Hunold, Franz, Jungbanner, Krauss, Johannes, Reichsbanner, Marth, Heinrich, Jungbanner-Führer, Range, Wilhelm, Eiserne Front, Schäffer, August, Eiserne Front, Schäffer, Heinrich, SPD, Schäffer, Wilhelm, Reichsbanner-Führer, SPD-Gemeindevertreter, Wengefeld, Rudolf, Jungbanner, aus Crumbach: Martin Hofmann, SPD-Vorsitzender), davon 14 im Zusammenhang mit der „Ochshäuser Blutnacht“ am 4./5.3.1933. Viele SPD-Mitglieder mußten sich täglich bei der Polizei oder beim Bürgermeister melden. Dennoch hielten Sozialdemokraten den Zusammenhalt: im Lotterieverein (Ochshausen) und durch Wanderungen (Crumbach).
Die Ereignisse auf dem Mehlhof
In der Nacht vom 4. auf den 5. März 1933 wurden die Häuser auf dem Mehlhof von Nationalsozialisten überfallen. Die Nationalsozialisten gingen unter dem Vorwand, sie seien aus dem Mehlhof heraus beschossen worden, mit Schußwaffen gegen die Bewohner vor. Dabei wurden ein Nationalsozialist und ein 19-jähriger Bettenhäuser, der in Ochshausen zu Besuch war, verletzt. 17 Ochshäuser wurden verhaftet, 16 schließlich vor Gericht angeklagt wegen Landfriedensbruch und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Es wurden folgende Urteile verhängt: 7mal 8 Jahre Zuchthaus, 5mal 3 Jahre Gefängnis, 4mal Freispruch. Nach der Entlassung wurden viele zur Wehrmacht bzw. in das Strafbataillon 999 eingezogen. 7 erlebten das Kriegsende nicht mehr.
1945 wurde mit der Gründung des SPD-Ortsvereins Lohfelden ein neuer Anfang gesetzt. Mit der Gründung nur eines Ortsvereins für Gesamt-Lohfelden wurde dem 1941 erfolgten Zusammenschluß von Crumbach und Ochshausen Rechnung getragen.Vorsitzender wurde Wilhelm Richter aus Crumbach (Dreher). Ihm folgten: Georg Malsch (1965-1973), Karl Althans (1973-1981), Karl Schäffer (1981-1993), Burkhand Nödler (1993-1997), Karl Schäffer (1997-2003), Uwe Jäger (2003-2007), Renate Brückner-Schärer (seit 2007 bis 2009) und seit November 2009 Hans-Werner Eckhard. Die SPD-Bürgermeister nach 1945 waren Paul Althans (1945-1950), Heinrich Malsch (1950-1952), Wilhelm Richter (1952-1965), Gerhard Kühne (1965-1970), Walter Knoche (1970-1992), Bernhard Blank (1992-2004) und Michael Reuter (seit 2004).
Seit 1948 gibt es in Lohfelden eine SPD-Frauengruppe (eine der ersten im Landkreis), die bis 1965 von Margarete ("Grete") Eysell (Friseurmeisterin) geleitet wurde. Ihre Nachfolgerinnen waren Anna Werner, geb. Schaub (1965-1968), Erna Wagner, geb. Regber (1968-1989) und Elke Birkelbach, geb. Degenhardt (seit 1989).
Nach der Vereinigung mit Vollmarshausen 1970 behielt der SPD-Ortsverein Lohfelden seine Eigenständigkeit.
Die Politik in Lohfelden war bestimmt durch das Wachstum der Gemeinde (Wohnungsbau) und die Bereitstellung der entsprechenden Infrastruktur, z.B. Kindergärten, Spielplätze, Jugend- und Vereinsräume, Altenheime, Friedhöfe. Besonders hervorzuheben sind der Bau der Wilhelm-Richter-Halle mit Lehrschwimmbecken und Wannenbädern (Einweihung 1965), des Freibads (Einweihung 1958) und des Nordhessen-Stadions (Einweihung 1959), sowie des Bürgerhauses und Rathauses im Rahmen der Bebauung des neuen Ortszentrums nach dem Zusammenschluß mit Vollmarshausen. Darüber hinaus wurde die Politik der Lohfeldener SPD auch von bundespolitischen Themen beeinflußt. So wurde z.B. in den fünfziger Jahren die Wiederaufrüstung thematisiert (evtl. Foto aus Gemeindearchiv: Wahlplaktat), in den 70er Jahren die Ostverträge, in den frühen 80er Jahren wieder die Friedenspolitik.
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